KI: Göttliche Ansprache auf Knopfdruck

Roboter in einem Kirchenschiff
Foto: KI-generiertes Symbolbild

Das Interview mit der Medienethikerin Claudia Paganini

„Wird die Verehrung von Künstlicher Intelligenz zur Religion des 21. Jahrhunderts?“ Dieser Frage geht das Portal ref.ch in einem Interview mit der Philosophin und Medienethikerin Claudia Paganini nach. Der KI werden göttliche Attribute zugeschrieben, so die Wissenschaftlerin.

Paganini erläutert das am Beispiel Sinn. „Im religiösen Kontext bedeutet Sinn, dass wir in Gott ein Gegenüber oder ein Du finden“, so die Wissenschaftlerin gegenüber ref.ch. „Und gerade dieses Bedürfnis wird von KI-unterstützen Chatbots ausgezeichnet bedient.“ Chatbots reagierten scheinbar empathisch und wertschätzend. „Und im Unterschied zu den traditionellen Religionen braucht es keine Rituale oder Gebete, um mit Gott in einen Dialog zu treten. Bei KI bekomme ich die göttliche Ansprache auf Knopfdruck.“ Menschen berichteten Paganini, dass sie sich in bestimmten Situationen lieber mit ChatGPT als mit einer Freundin unterhalten.

Von der KI ausgehende Gefahren sieht die Medienethikerin im Blick auf soziale Gerechtigkeit und Ressourcenverbrauch – nicht jedoch im Bezug auf die Religion. Paganini: „Solange ein Glaube keine negativen Auswirkungen auf Menschen, Tiere oder die Umwelt hat, spricht nichts dagegen, dass Menschen auch einen KI-Gott verehren.“

Claudia Paganini studierte Philosophie und Theologie und habilitierte im Fach Medienethik. Sie ist Autorin des neu erschienen Buches „Der neue Gott. Künstliche Intelligenz und die menschliche Sinnsuche“. Paganini lehrt und forscht am Institut für Christliche Philosophie der Universität Innsbruck.

Das > Interview auf ref.ch