Berlin (2mind) – Mehr als ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland ist von Armut bedroht. Das sind 17,7 Millionen Menschen mit geringem Einkommen, übermäßiger Verschuldung oder überhohen Mieten, die nur unregelmäßig gehaltvolle warme Mahlzeiten zu sich nehmen und die unvorhergesehene Ausgaben – etwa für die Gesundheit oder Reparaturen – zurückstellen müssen. Das geht aus dem jetzt vorgelegten „Schattenbericht: Armut in Deutschland“ der Nationalen Armutskonferenz (nak) hervor. 5,7 Millionen Menschen (6,9 Prozent der Bevölkerung) waren 2022 von erheblichen materiellen und sozialen Entbehrungen betroffen.
Weitere Erkenntnisse aus dem Bericht:
- Arbeitslose Menschen sind mit 46,5 Prozent besonders armutsgefährdet.
- Das Armutsrisiko sinkt mit steigenden Bildungsabschlüssen.
- Kinder und ihre Eltern in Trennungssituationen sind besonders von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen.
- Menschen, die von anderen rassistisch markiert werden, haben ein deutlich höheres Armutsrisiko. Dies zeigt eine Befragung unter schwarzen, asiatischen und muslimischen Menschen.
Der Bericht zitiert einen Betroffenen mit den Worten: „Leben in Armut bedeutet, täglich bittere Entscheidungen treffen zu müssen: Brauche ich Hustensaft oder ist die Hose kaputt, muss ich auf Essen verzichten. Jeden Tag ausprobieren: Wo muss ich heute sparen? Was kann ich nicht kaufen, obwohl ich es dringend brauche? Das erschöpft und macht mürbe.“
Die nak kritisiert die Finanzpolitik der Bundesregierung: „Sparpolitik und die Fixierung auf die Schuldenbremse haben zu Kürzungen im sozialen Sektor geführt. Gleichzeitig bleiben Unternehmens- und Steuerentlastungen unangetastet.“
Die 1991 gegründete Nationale Armutskonferenz ist ein Zusammenschluss der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege mit deutschlandweit tätigen Fachverbänden und Selbsthilfeorganisationen sowie dem Deutschen Gewerkschaftsbund.