Dortmund (2mind) – Im zurückliegenden Jahr haben sich nordrhein-westfälische Jugendämter 56.914-mal mit einem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung beschäftigt und eine Einschätzung dazu vorgenommen. In 14.411 Fällen wurde dabei eine latente oder akute Kindeswohlgefährdung festgestellt: am häufigsten aufgrund von Vernachlässigungen, gefolgt von psychischen und körperlichen Misshandlungen. In 985 Fällen lagen Hinweise auf sexuelle Gewalt vor.
Die Zahl der Verdachtsverfahren auf Kindeswohlgefährdung stieg um fast 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und mehr als 100 Prozent gegenüber dem Jahr 2012. Diese Zahlen berichtet das Statistische Landesamt NRW.
Nachgegangen ist dem jetzt die WDR Lokalzeit Ruhr. Während die Fallzahlen in der Jugendhilfe steigen, fehlen sowohl in den Jugendämtern als auch bei den freien Trägern Fachkräfte. „Das System kollabiert gerade“, sagt Thomas Soer, Leiter der Jugendhilfe echt in Dortmund, in der Sendung. Unterbringungsmöglichkeiten für gefährdete Kinder zu finden, werde zunehmend zu einem Problem. Immer häufiger blieben vermeintlich leichte Fälle liegen. Unterstützung erhält er in der Sendung von Karen Krause Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum. „Wir brauchen mehr Fachkräfte“, so die Psychologin.
Das Problem ist auch dem Deutschen Städtetag bekannt. Dessen Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy erklärte schriftlich gegenüber dem Sender: „Die Arbeitsbelastung der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) in den Städten steigt seit Jahren dynamisch. Der Beruf fordert die Beschäftigten mental stark. Die Länder müssen die Kommunen deutlich mehr unterstützen: Sie müssen zum Beispiel zusätzliche Studienplätze für sozialpädagogische Studiengänge an den Fachhochschulen schaffen.“
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