Düsseldorf (2mind) – Mehr Quereinsteigerinnen, mehr FSJ-ler in Kitas, mehr Plätze in der praxisintegrierten Ausbildung zur Kinderpflegerin: Das sind Eckpunkte eines „Sofortprogramms Kita“, mit dem die nordrhein-westfälische Landesregierung auf den andauernden Fachkräftemangel in Kindertageseinrichtungen reagiert. Die Landesregierung betont, dass dieses Sofortprogramm in engem Austausch mit den kommunalen und freien Trägern entstand.
„Mit dem ,Sofortprogramm Kita‘ ergreifen wir kurzfristig erste notwendige Maßnahmen in dieser akuten Situation“, so NRW- Familienministerin Josefine Paul. „Der Fachkräftemangel ist gleichwohl eine der größten sozialen Herausforderungen der nächsten Jahre, weshalb das Sofortprogramm nur ein erster Schritt sein kann.“
Von den Gewerkschaften kamen dazu unterschiedliche Rückmeldungen: Während ver.di (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) das Programm kritisierte, begrüßte die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) das Maßnahmenpaket als ersten Schritt. „Es kann kurzfristig im Umgang mit dem Fachkräftemangel in den Kindertagesstätten helfen“, so die GEW NRW-Vorsitzende Ayla Çelik. In NRW fehlten aktuell mindestens 24.000 Personen. Dem werde das Programm nicht gerecht, es könne aber den Fachkräftemangel möglicherweise kurzfristig abfedern.
Für die Landesfachbereichsleiterin von ver.di NRW, Andrea Becker, steht mit Blick auf das Sofortprogramm fest: „Der Bildungs- und Qualitätsanspruch an die Kitas in Nordrhein-Westfalen wird schlicht weiter abgesenkt, was die Abwärtsspirale fortsetzen und die Abwanderung von Fachkräften beschleunigen wird“. Die vorgelegten Maßnahmen würden das System nicht stabilisieren.
Die Maßnahmen im Einzelnen:
- Etwa 10.500 überwiegend junge Menschen in NRW sich in aus Bundesmitteln geförderten Plätze im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) tätig. Die Zahl der jungen FSJ-ler, die in Kitas arbeiten, soll steigen.
- In der praxisintegrierten Ausbildung zum Kinderpfleger und zur Kinderpflegerin (PiA-K) sollen mit Beginn des Ausbildungsjahres zum 1. August 2023 bis zu 900 Ausbildungsplätze neu gefördert werden. Kinderpfleger:innen und andere Ergänzungskräfte sollen in allen Gruppenformen als Mindestpersonal eingesetzt werden können und so dauerhafte berufliche Perspektiven erhalten.
- Studierende aus pädagogischen Fachrichtungen sollen gezielt für den Einsatz in der Kindertagesbetreuung gewonnen und weitere Berufsgruppen (etwa Psychologinnen, Sport- oder Kunstpädagogen) für den Einsatz in Kitas zugelassen werden.
- Das landesgeförderte Projekt der Integrationsbegleiterinnen – Frauen mit eigener Einwanderungsgeschichte – soll auf ganz NRW ausgeweitet werden.
- Mit einer neuen Imagekampagnen will das Land neue Zielgruppen – zum Beispiel Männer und Menschen mit Einwanderungsgeschichte – für die Arbeit in den Sozial- und Erziehungsberufen begeistern.