Schlechte Noten für die Bildung in NRW

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Berlin (2mind) – Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hat ihren „Bildungsmonitor 2023“ vorgelegt. Danach hat sich das Bildungsniveau in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren dramatisch verschlechtert. Nordrhein-Westfalen erreicht nur den 13. Platz unter 16 Bundesländern. Das Monitoring wird seit 20 Jahren durchgeführt. Die Studienautoren des Instituts der deutschen Wirtschaft warfen dabei auch einen Blick auf die Situation in Kindertagesstätten und im Ganztag, dort als „Förderinfrastruktur“ zusammengefasst. Hier liegt NRW mit Platz 10 im unteren Mittelfeld.

„Zur Stärkung der Bildungschancen sind weiterhin die Bildungs- und Betreuungsangebote an Kindergärten und Schulen zentral“, heißt es in der Studie. So fördere eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung die weitere kognitive wie nicht-kognitive Kompetenzentwicklung eines Kindes und reduziere gesamtgesellschaftlich Bildungsarmut und Bildungsungleichheiten.

Der Besuch einer Ganztagsschule wirke positiv auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, verringere Bildungsungleichheiten und eröffne individuellere Förderungsmöglichkeiten. „Des Weiteren können Angebote zu sozialem Lernen und Teamsport bei einer kontinuierlichen Teilnahme bei Kindern mit Migrationshintergrund zu einer besseren Entwicklung des Sozialverhaltens führen“, heißt es in der Studie. „Ganztagsangebote können somit einen wichtigen Beitrag zur Sozialisation der Kinder leisten“.

Im Blick auf den Ganztag sieht die Studie deutlichen Handlungsbedarf: Zwar habe sich zwischen den Jahren 2015 und 2021 der Anteil der Anteil der Grundschülerinnen und Grundschüler, die ganztags die Schule besuchen, von 34,5 Prozent auf 47,5 Prozent gesteigert. Und auch an allen allgemeinbildenden Schulen konnte ein Anstieg von 39,3 Prozent auf 48,3 Prozent erreicht werden. Um eine hohe Kompetenzausstattung innerhalb der Ganztagsschule zu gewährleisten, seien aber weitere Anstrengungen nötig:

„Einerseits müssen handlungsorientierte Ganztagsschulkonzepte entwickelt werden, andererseits sollte das Thema stärker in die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern eingebettet werden“, heißt es in der Studie dazu. Zudem müsse der steigende Bedarf an Ganztagsplätzen in den kommenden Jahren beachtet werden. Um ein flächendeckendes Angebot qualitativ hochwertiger Förderinfrastruktur im Ganztag zu erreichen, müsse geklärt werden, wie „trotz einer schon bestehenden Fachkräftelücke im Betreuungsbereich eine Versorgung mit pädagogischen Fachkräften sichergestellt werden kann und mit welchem Konzept die Ganztagsschule umgesetzt werden soll“. Die Studienautor:innen favorisieren dabei den rhythmisierten Ganztag, bei dem der Unterricht auf Vor- und Nachmittag verteilt wird. Durch diese Unterrichtsverteilung erhalten Schüler:innen zwischen dem Unterricht ausreichende Pausenzeiten; andererseits ist der rhythmisierte Ganztag dadurch nur an gebundenen Ganztagsschulen möglich.

Die Studienautor:innen sehen „Hinweise darauf, dass die Ganztagsschulen ihr Potenzial zur Leistungsförderung von Schülerinnen und Schülern im Vergleich zu den Halbtagsschulen noch nicht vollständig ausschöpfen.“

Einer der Studienautoren, der promovierte Volkswirt Axel Plünnecke, verweist auf die Herausforderungen durch Migration und ein verändertes Leseverhalten: „Die Kitas und Schulen haben noch keine gute Antwort darauf gefunden, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde“, so Plünnecke. „Die Ergebnisse von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten sind besonders stark gesunken. Leichte Verbesserungen bei der Ganztagsinfrastruktur und den Betreuungsrelationen konnten diese Verschlechterungen der Bildungsergebnisse nicht umkehren. Es fehlt an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung. Internationale Vergleiche zeigen, dass es anderen Ländern besser als Deutschland gelingt, den Bildungserfolg von der familiären Herkunft zu entkoppeln.“

Die Studienwebsite mit interaktiver Karte: https://www.insm-bildungsmonitor.de/

Die Gesamtstudie > als PDF zum Download

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