Düsseldorf (2mind) – Aus nordrhein-westfälischen Kitas werden aktuell deutlich mehr Gewaltfälle gemeldet als noch vor drei Jahren. Das geht aus Zahlen der NRW-Landesregierung hervor, die in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der NRW-Landtagsfraktion enthalten sind. Die Zahlen beruhen auf Meldungen an die Landesjugendämter, zu denen Kita-Träger nach § 47 SGB VIII verpflichtet sind.
Danach wurden im Jahr 2020 insgesamt 21 sexuelle Übergriffe durch Mitarbeitende gemeldet; 2022 waren es 37 Fälle. 46 Übergriffe durch Kinder verzeichnet die Statistik für das Jahr 2020, zwei Jahre später waren es 75. An körperlichen Übergriffen wurden 2020 insgesamt 90 Fälle gemeldet; 2022 waren es 195 und im 1. Halbjahr 2023 bereits 149 Fälle.
„Nach gemeinsamer Einschätzung von Landesjugendämtern und dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Flucht und erlauben die reinen Daten keinerlei qualitative Erkenntnis über die Gründe der Steigerung der Meldungen“, heißt es in der Antwort auf die SPD-Anfrage, wobei die Landesregierung dann doch um Erklärungen bemüht ist. „Es ist von einer erhöhten Sensibilisierung bei den Trägern von Kindertageseinrichtungen, den Einrichtungen selbst und den Eltern auszugehen“, heißt es im Blick auf die aufmerksamkeitsstarken Missbrauchsfälle der letzten Jahre weiter.
Nach Einschätzung der Landesjugendämter haben die gemeldeten kindeswohlgefährdenden Ereignisse vielseitige Ursachen. Dazu gehörten:
- individuelle Überforderungssituationen,
- mangelnde pädagogische Handlungsfähigkeiten,
- Personalmangel, Aufsichtspflichtverletzungen,
- pädagogische Grundhaltungen,
- Kommunikationsstörungen.
Der familienpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dennis Maelzer, kritisiert die fehlende finanzielle Entlastung der Kitas. „Familienministerin Paul selbst gibt individuelle Überforderung und Personalmangel als mögliche Gründe an. Dies wird durch die finanzielle Notlage, in der sich viele Kitas derzeit befinden, noch zusätzlich verschärft“, so Maelzer in einem Statement. Die SPD-Landtagsfraktion hatte zuletzt ein „Kita-Rettungspaket“ in Höhe von 500 Millionen Euro gefordert.