Dortmund (2mind) – Wie gelingt die Integration von Geflüchteten in Arbeit? CSR NEWS besucht Betriebe, die Menschen mit Migrationshintergrund Arbeit und Ausbildung ermöglichen. Im Dortmunder Hotel Esplanade sprechen wir mit Küchenchef Heval Akil. Der heute 43-Jährige kam 1999 selbst als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland.
Von Achim Halfmann
Viele Integrations-Herausforderungen kennt Heval Akil aus eigener Erfahrung. In Syrien hatte er eine Ausbildung in der Systemgastronomie abgeschlossen – die in Deutschland nicht anerkannt wurde. Das Erlernen der deutschen Sprache, der Erhalt einer Arbeitserlaubnis und der Zugang zu einem Ausbildungsplatz – vor 25 Jahren lagen die Hürden noch deutlich höher als heute. Akils beruflicher Weg begann im Sauerland. Durch die ehrenamtliche Arbeit in der Abtei Königsmünster in Meschede lernte er Menschen kennen, die ihn bei Bewerbungen und Behördengängen unterstützten. In Meschede absolvierte er eine Ausbildung zum Koch, sammelte danach Auslandserfahrungen in Frankreich und den Niederlanden und übernahm eine erste Küchenleitung.
In Meschede engagierte sich Akil für die Gründung eines kurdischen Kulturvereins und war vier Jahre lang dessen Vorsitzender. Dort erlebte er auch die sogenannte „Flüchtlingswelle“ der Jahre 2015 und 2016 mit, als über eine Million Menschen nach Deutschland kamen – viele davon aus Syrien. Er arbeitete als ehrenamtlicher Übersetzer für das Jugendamt, schrieb mit Geflüchteten Lebensläufe und Bewerbungen und vermittelte einzelne in Gastronomiebetriebe. Akil kam dabei zugute, dass er zweisprachig aufwuchs und Arabisch ebenso wie Kurdisch spricht. Zum Erliegen kam dieses Engagement während der Corona-Pandemie.
In Dortmund fand Heval Akil mit dem Hotel Esplanade und der Unternehmerfamilie Kortmann ein neues berufliches Umfeld, in dem Arbeitnehmer mit Fluchterfahrung willkommen sind. Unter den etwa 25 Mitarbeitenden sind jeweils fünf oder sechs Geflüchtete. In die Ausbildungen zum Koch bzw. zur Köchin und zur Hotelfachkraft nimmt das Unternehmen junge Menschen auf, die kurz zuvor nach Deutschland gekommen sind. Für die Geflüchteten und das Hotel handele es sich um eine Win-Win-Situation, sagt Akil. Denn immer weniger junge Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung in der Gastronomie, auch wegen der Arbeitszeiten.
Für Heval Akil besitzt die Netzwerkarbeit eine hohe Bedeutung. Er leitet nicht nur die Küche im Hotel Esplanade, sondern ist als Ausbilder zugleich Mitglied im Prüfungsausschuss der Dortmunder Industrie- und Handelskammer. Und er hält Kontakt zum kurdischen Kulturverein in der Stadt. Häufig kämen geflüchtete junge Menschen durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf die Idee, sich in dem Hotel zu bewerben, berichtet Akil.
Besonders wichtig für den beruflichen Erfolg sind Sprachkenntnisse. Grundlagen vermitteln Sprachkurse, die von der Arbeitsagentur finanziert werden. Der Besuch einer Berufsschule ist für Geflüchtete trotzdem eine „harte Nummer“, weiß Akil aus eigener Erfahrung. Seine Nachwuchskräfte unterstützt der Küchenleiter daher bei der Prüfungsvorbereitung. So stellen Auszubildende mit Migrationshintergrund gemeinsam mit ihrem Ausbilder ein Menü aus saisonalen Produkten zusammen, erklären dies zunächst in ihrer Muttersprache und lernen dann die deutschen Begriffe kennen.
Kulturelle Unterschiede müssen ebenso überwunden werden. In Deutschland zählt die Pünktlichkeit: 8.00 Uhr ist 8.00 Uhr, in manchen anderen Kulturen werden zeitliche Absprachen nicht auf die Minute genau genommen. Und auch für dieses kulturelle Ankommen sind Sprachkenntnisse wichtig. Denn „ohne Sprache fühlt man sich nicht zuhause“, sagt Akil. Erschwert werde das Lernen bei manchen Geflüchteten durch Traumata: Jahre des Krieges und des Terrors und die Gefahren der Flucht bleiben nicht ohne Spuren. Nach den Erfahrungen von Akil ist etwa jeder dritte Flüchtling traumatisiert. Und manche leiden unter Heimweh. Geflüchtete Menschen beobachten das Geschehen in ihrem Heimatland weiterhin genau – auch aus Sorge um die zurückgelassenen Freunde und Verwandten.
Betrieben, die Geflüchtete integrieren wollen, rät Akil zum Austausch mit anderen, die darin bereits Erfahrungen gemacht haben. Und dann sollten Chefs und Ausbilder positiv auf Menschen mit Migrationshintergrund zugehen. Heval Akil: „Wer Menschen mit Respekt behandelt, wird auch selbst respektiert.“
Das Dortmunder Hotel Esplanade ist Teil des > DIHK-Netzwerks „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“
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