Chancenorientiert mit ADHS umgehen

Arno Backhaus (Foto: Achim Halfmann / 2mind)

Fehmarn (2mind) – „Was mich ausmacht ist Gott, meine Frau und ADHS. Auf die drei möchte ich nicht verzichten.“ Das sagte der Autor, Musiker und Aktionskünstler Arno Backhaus heute in seinem Vortrag auf Fehmarn. Backhaus sprach sich dafür aus, nicht nur die Risiken, sondern auch die Chancen von ADHS in den Blick zu nehmen. Das Kürzel ADHS steht für die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Backhaus, der dazu als selbst Betroffener mehrere Bücher veröffentlichte, sprach auf der 99. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Lebenshilfen.

„Ich habe als ADHSler ganz viel positives Potential in mir“, sagte der Autor weiter. So könne er Situationen sehr schnell und umfassend analysieren und auch Kleinigkeiten bemerken, die der Aufmerksamkeit anderer entgingen.

Zugleich sprach Backhaus über die Begrenzungen von ADHSlern, die zum Teil durch die Reaktionen ihrer Umwelt verstärkt würden – etwa Beeinträchtigung der Selbstwahrnehmung, die zu unangemessenem Verhalten beitragen können. „Berührungen werden nicht so wahrgenommen, wie sie gemeint sind“, so Backhaus, das könne zu Beziehungskrisen führen. Die Kommunikation in Teams stelle eine besondere Herausforderung für Menschen mit ADHS dar. Backhaus zu den Anforderungen an das Umfeld der Betroffenen: „Wir müssen viel mehr Geduld mit ADHSlern haben.“

„Der Druck steigt enorm.“

Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Lebenshilfen (ACL) ist ein Zusammenschluss christlicher Beratungs-, Therapie-, Seelsorgeeinrichtungen, Kliniken und Initiativen – insbesondere für Menschen mit Suchterkrankungen und psychischen Erkrankungen. In diesem Jahr tagten die ACL-Mitglieder auf Einladung der Life Challenge Fehmarn, einer Klinik für Suchttherapie, auf Fehmarn. Deren langjähriger ärztlicher Leiter der Klinik und heutige niedergelassene Psychiater Jürgen Rodenhausen sprach über das Thema Burnout.

Dr.med. Jürgen Rodenhausen (Foto: Achim Halfmann / 2mind)

Mit Blick auf Veränderungen in der Arbeitswelt, die Flexibilisierung gesellschaftlicher Strukturen und Werte sowie die Digitalisierung sagte der Arzt: „Der Druck steigt enorm.“ Ein Burnout treffe insbesondere „Leute, die sehr engagiert sind. Aber irgendwie haben sie vergessen, auf die Bremse zu treten.“ Eine Hauptursache für Burnout sei der Versuch, es allen recht zu machen. Rodenhausen warb für eine neue Fehlerkultur: „Ihr dürft Fehler machen. Solange ihr Fehler macht, lebt ihr noch.“

Die ACL-Tagung mit etwa 80 Teilnehmenden aus ganz Deutschland und Österreich startete am gestrigen Mittwoch und endet am Sonntag.

Dieser Text von 2mind ist lizenziert unter CC BY-SA 4.0

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