Düsseldorf (2mind) – Bei aktuellem Personalnotstand soll in NRW-Kitas eine Fachkraft auf 60 Kinder ausreichen. Diese Ausnahme soll für bis zu sechs Wochen gelten, so eine im Entwurf vorliegende Verordnung der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Neben den Fachkräften – in der Regel Erzieherinnen und Erzieher – sollen verstärkt Ergänzungskräfte eingesetzt werden.
Dagegen wehren sich Eltern mit Online-Petitionen: „Es ist unverantwortlich, dass in Zeiten des Personalmangels eine ausgebildete Fachkraft die alleinige Verantwortung für bis zu 60 Kinder tragen und zusätzlich die Ergänzungskräfte anleiten, betreuen und koordinieren soll“, heißt es in einer von vier Petitionen auf change.org, die bisher von über 150.000 Personen unterschrieben wurden. Gefordert wird, dass die Landesregierung „die Quoten für den Personalschlüssel in Kindertagesstätten und Kindergärten auf ein für Kinder und Mitarbeitende verantwortungsbewusstes und humanes Maß“ korrigiert.
Der Hintergrund: Im September mussten in NRW etwa 3.800 der rund 10.700 Kitas zeitweise schließen oder ihr Angebot reduzieren – vor allem wegen Personalmangels, wie u.a. der „Spiegel“ aus einem Schreiben der Landesregierung an den Landtag berichtet. Der Städte- und Gemeindebund NRW begrüßt die Pläne der Landesregierung. „Auch die Städte, Kreise und Gemeinden wollen, dass Kinder in den Kitas umfassend betreut und gefördert werden können“, heißt es in einer Pressemitteilung. „In akuten Krisensituationen brauchen wir jedoch wegen des gravierenden Fachkräftemangels vorübergehend Flexibilität bei den hohen Qualitätsstandards.“ Eltern, Kinder und Arbeitgeber seien auf eine verlässliche Betreuung angewiesen.
NRW-Familienministerin Josefine Paul verteidigte die Pläne in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. „Das Angebot in unserer Personalverordnung ist für akute Spitzen gedacht, in denen Eltern und Kinder andernfalls vor verschlossenen Türen stehen würden“, so Paul gegenüber der Zeitung. „Die Regelungen sind ein Angebot für die Träger und Einrichtungen, zusätzliches und bestehendes Personal bedarfsgerecht einzusetzen. Wir schaffen so mehr Klarheit und Verlässlichkeit in den Kitas.“
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