ADHS bei Mädchen: Falsche oder fehlende Diagnosen

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In Kindheit und Jugend führen falsche oder fehlende Diagnosen zu negativen Folgen bei Mädchen. Im späteren Lebensalter gleichen sich die Diagnosezahlen im Geschlechterverhältnis an.

München (2mind) – ADHS wird bei Mädchen häufig später erkannt als bei Jungen. Bei Jungen seien die Symptome von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivität-Störung) häufig externalisiert, bei Mädchen dagegen würden Symptome oft als innerlich beschrieben, so die Psychiaterin Lotta Borg Skoglund im Gespräch mit dem Magazin der Süddeutschen Zeitung. Mädchen würden häufiger als ADS diagnostiziert, die Hyperaktivität wird nicht berücksichtigt. “Wenn man genau hinzieht, erkennt man, dass auch Mädchen viele Symptome zeigen, die Hyperaktivität oder Impulsivität widerspiegeln. Etwa, wenn sie viel und schnell reden, mit Dingen herum Fuchteln oder ständig mit ihren Haaren spielen“, so Borg Skoglund im Interview.

Die unterschiedliche Symptomatik bei Jungen und Mädchen könnte an gesellschaftlichen Erwartungen liegen. Jungen werde erlaubt, laut zu sein, während von Mädchen schon früh ein organisiertes Verhalten erwartet werde. Dass in Deutschland ADHS bei Jungen viermal so häufig wie bei Mädchen diagnostiziert werde, liege nicht an einer ungleichen Verteilung der Erkrankung. “Viele Mädchen und Frauen mit ADHS werden in ihren ersten Lebensjahren entweder falsch oder gar nicht diagnostiziert“, so die Expertin. Im Erwachsenenalter gliche sich die Häufigkeit der Diagnosen dann bei beiden Geschlechtern an.

Die Jahre vor der ADHS-Diagnose könnten für Frauen gefüllt sein mit Begleitkrankheiten wie Essstörungen, Depressionen oder Angstzuständen. Das Selbstwertgefühl und die Selbstachtung seien häufig beeinträchtigt. Borg Skoglund weiter: “Es kann herzzerreißend sein, wenn Frauen davon erzählen, wie viele Behandlungen und psychologische Beurteilungen sie durchlaufen haben, bis sie die richtige Diagnose bekommen haben und damit auch eine Erklärung für ihr Verhalten.“

Lotta Borg Skoglund ist als außerordentliche Professorin in der Abteilung für Frauen- und Kindergesundheit an der Universität Uppsala tätig.

Der > Link zum Interview im Magazin der Süddeutschen Zeitung

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