
Fehlendes Personal, zu große Klassen und mangende individuelle Förderung bilden strukturelle Probleme.
Berlin (2mind) – Inklusion kommt in der Schule kaum voran. So sieht es Tomi Neckov, der stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Nach Befragungen in den Jahren 2015, 2017 und 2020 hatte der VBE erneut das Meinungsforschungsinstitut forsa mit einer Umfrage unter 2.737 Lehrkräften beauftragt. „Die größte Herausforderung bleibt, dass die Lehrkräfte die Chancen von Inklusion sehen, aber täglich mangelnde Ausstattung und fehlende Unterstützung erleben“, so Neckov. Angesichts dieses strukturellen Versagens sei das Eingreifen der Politik gefordert.
Weitere Ergebnisse der Befragung:
- 41 % der befragten Lehrkräfte geben an, dass ihre Schule nicht barrierefrei ist.
- 62 % der Befragten halten das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung für sinnvoll.
- Jedoch halten nur 28 % einen inklusiven Unterricht in der aktuellen schulischen Umsetzung für praktikabel – angesichts fehlenden Personals, großer Klassen und mangelnder individueller Förderung.
- Fast der Hälfte der Lehrkräfte fehlt sonderpädagogisches Wissen.
- Und ebenso äußert sich fast die Hälfte der Lehrkräfte eher unzufrieden und über ein Drittel sogar sehr unzufrieden mit der Inklusionspolitik in ihren Bundesländern.
Der VBE fragte auch nach dem Einsatz digitaler Endgeräte zur individuellen Förderung in inklusiven Settings. Drei Viertel der befragten Lehrkräfte nutzen digitale Bildungstechnik, die Hälfte der Lehrkräfte wöchentlich. Zum Einsatz kommen etwa Lern-Apps und Spiele, die differenzierte Aufgabenstellungen ermöglichen und die Eigenständigkeit der Schülerinnen und Schüler fördern. Bei körperlich beeinträchtigten Kindern werden digitale Endgeräte für alternative Darstellungsformen oder das Vorlesen von Aufgabenstellungen genutzt. Neckov dazu: „Der Einsatz digitaler Unterstützungsmöglichkeiten ist richtig, gut und ein Gewinn für den Unterricht. Aber es kann den persönlichen Kontakt zur Lehrkraft nicht ersetzen.“ Die Entlastung durch den Einsatz digitaler Endgeräte dürfe von der Politik nicht überbewertet werden.