Berlin (2mind) – Junge Erwachsene wollen mehr über die NS-Zeit wissen: über historische Orte und Gegenwartsbezüge. Das geht aus der in dieser Woche vorgestellten MEMO-Jugendstudie hervor, die von der Universität Bielefeld im Auftrag der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) erstellt wurde.
„Jungen Erwachsenen wird gern historisches und politisches Desinteresse unterstellt“, so Prof. Jonas Rees von Universität Bielefeld gegenüber der Presse. „Unsere Befragung ergibt jedoch das Bild einer in weiten Teilen engagierten und interessierten Generation.“ Gleichzeitig zeigten sich aber auch Lücken mit Blick auf das Wissen zu grundlegenden historischen Fakten.
So konnte die Hälfte der befragten 16- bis 25-Jährigen den Zeitraum der NS-Herrschaft nicht korrekt benennen. Trotzdem hatten sich 63 Prozent der jungen Erwachsenen – im Vergleich zu 53 Prozent im Durchschnitt aller Altersgruppen – nach eigenen Angaben intensiv mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Rund drei Viertel der 16- bis 25-Jährigen stellen den Sinn der Beschäftigung mit der NS-Geschichte nicht in Frage. Und ein Drittel fühlte sich im Alltag selbst schon diskriminiert.
„Wer sich mit Entrechtung, Verfolgung und Vernichtung durch die Nationalsozialisten auseinandersetzt, schaut sensibilisierter auf Diskriminierung heute“, so die Vorstandsvorsitzende der Stiftung EVZ, Andrea Despot. Geschichtsvermittlung sei ein Booster für Solidarität und Demokratie. Despot weiter: „Wir brauchen interaktive und partizipative Angebote für Geschichtsvermittlung – innerhalb und außerhalb der Schule.“
Für die MEMO-Jugendstudie wurden 3.485 repräsentativ ausgewählte junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren im September und Oktober 2021 sowie 838 Teilnehmer:innen erneut im September 2022 online befragt.
Die MEMO-Jugendstudie 2023 > als PDF zum Download